Frankenstein

erscheint bei Carlsen und kann beim Buchhändler vor Ort oder bei Anbietern im Internet bestellt werden! 

Carlsen 2020, 64 Seiten gebunden, EUR 12,00

Meine Kollegin Isabel Kreitz gibt im Carlsen Verlag die Serie ‚DIE UNHEIMLICHEN‘ heraus, in der verschiedene Comiczeichner und Zeichnerinnen ausgewählte Klassiker der Grusel- und Horrorliteratur neu interpretieren. Mir hat Isabell Mary Shelleys 'FRANKENSTEIN' zugeschoben, und welche Horrorgeschichte wäre faszinierender? Aufgabe war allerdings, die Vorlage nicht zu veralbern, und darum sind die Nasen ausnahmsweise mal nicht so knollig wie von mir gewohnt. Das wird meine Leser mit Erwartungshaltung womöglich enttäuschen. Aber mir machte es Spass, mal eine andere Stimmung anzustreben, nämlich etwas morbides und düsteres zu schaffen, statt wie sonst vor allem auf Lacher und Pointen aus zu sein. 

 

Zum 200. Jahrestag seines Erscheinens habe ich den Roman daraufhin endlich einmal gelesen und stellte fest, dass sämtliche Verfilmungen des Stoffs arg überdreht sind. Nein, kein gruseliges Schloss mit Horrorlabor auf einem finsteren Berg, kein Blitz- und Donnerschlag zur spektakulären Monstererweckung! Mary Shelley erzählt ihre Geschichte eher nüchtern, oft in Briefform, das Ungeheuerliche spielt in einer profanen Dachkammer in Ingolstadt. Nach der Lektüre griff auch ich zu ungewöhnlichem Material, nämlich zu Pinseln, Wasserfarben, flüssiger Tusche und verwischbaren Kohlestiften, um den Zeichnungen die angemessene Düsternis zu verpassen, und legte los. 

 

Tote zu neuem Leben erwecken, gute schaurige Idee, aber ich interessierte mich vor allem für den Ekelfaktor, der von Mary Shelley kaum erwähnt wird. Das ‚Monster‘ besteht immerhin aus Gammelfleisch! Dr. Frankenstein beschafft sich ‚Material' aus Friedhofsgräbern! Hat es bei all den Leichenteilen nicht wenigstens ein klein wenig übel gerochen? Ich hatte noch die Idee, jedem Büchlein eine faulige Scheibe Mortadella beizulegen und das Ganze geruchsdicht einzuschweissen, aber da machte Carlsen nicht mit.  

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